Was tun wir?

Einmal pro Wochen treffen sich die Sassen eines Reyches zu einer Sippung mit vorgegebenem Thema. Die Sippungszeit dauert vom 1. Oktober bis zum 30 April – dann ist Sommerpause. Die ca. 30 Sippungsthemen in dieser Zeit werden vorher festgelegt und in einem Verzeichnis für alle Reyche und Colonien in Allschlaraffia bekannt gegeben. Wenn man andere Reyche besucht, weiß man, was dort geschieht, und kann sich vorbereiten. Jeder ist zum Mitmachen aufgerufen, aber es werden hierbei keine Meisterwerke erwartet. Das Miteinander ist wichtig und die Toleranz wird groß geschrieben. Dazu wird musiziert. Es wird gesungen – solo oder gemeinsam aus unserem eigenen Liederbuch. Es wird in Reimen oder in Prosa vorgetragen – kurz, die Schlaraffen gestalten sich einen abwechslungsreichen und vielgestaltigen Abend. Man glaubt nicht, was den Leuten zu einem vorgegebenen Thema alles einfällt.

Es gibt keine Pflicht, zu den Sippungen zu erscheinen, aber jeder bemüht sich zu kommen. Eigentlich hört man, wenn jemand mal nicht dabei war, nicht: „Ich habe gefehlt.“ Sondern: „Schade, ich habe die Sippung versäumt.“

Manches Mal erlebt man Sternstunden, wenn die Großen der Kunst ihr Können darbieten. Das sind die zu bewundernden Momente. Die erlebnisreichen, warmherzigen und lebhaft diskutierten Augenblicke schaffen aber wir Laien – mit mehr oder minder perfekten Vorträgen mit allerdings oft witzigen, zum Teil skurrilen Inhalten. Diese wechseln sich ab mit besinnlichen Beiträgen, während derer es plötzlich still wird in der Burg und man seinen Gedanken nachhängt und mitfühlt.

Die Ideale
Kunst, Freundschaft und Humor

Kunst ist im schlaraffischen Sinne die Freude an der Kunst, gemäß unserem Wahlspruch ‚In arte voluptas‘ – aber auch das eigene Tun im Sinne einer guten Machart.

Humor versuchen wir gemäß dem Spruch von Otto Bierbaum: „Humor ist wenn man trotzdem lacht“ zu praktizieren. Fechsungen werden meist von Humor getragen, wobei der Witz, besonders der Herrenwitz, verpönt ist. Bemerkenswert und auch feststellbar ist, dass der Humor uns gelassener macht, dass wir uns selbst nicht mehr so ganz wichtig nehmen und Ohr und auch Herz für Andere öffnen. Humor befreit und gibt in verfahrenen Situationen einen verletzungsfreien Ausweg.

 

Die Freundschaft wird in Schlaraffia groß geschrieben, womit hier nicht die Blutsbrüderschaft gemeint ist, sondern das freundschaftliche Miteinander, das gegenseitige Helfen, die Bereitschaft, den Anderen zu akzeptieren, wie er ist, die Freude, einander zu begegnen, was reichlich praktiziert wird. Man reitet aus in andere Reyche, allein oder mit einer ganzen Busladung – das ist dann der Reychsausritt. So werden die Verbindungen immer enger, was man Geburtstagswünschen, Genesungsgrüßen oder einfach an Nachfragen zum allgemeinen Befinden merkt. Gemäß unserem Leitsatz: „Das Herz gehört dazu!“ Wer sagt das schon in der heutigen gewinnorientierten Eventzeit?

Was ist das?

Schlaraffia ist ein Männerbund und wurde 1859 in Prag von Künstlern gegründet, ursprünglich als Protestbewegung gegen den bürgerlichen Dünkel. Ursache war die Mitgliedschaftsverweigerung eines nicht so sehr begüterten Sängers in einem Societätsverein, in dem man ihn als Proletarier bezeichnete. Als Reaktion darauf versammelte man sich in einem in der Nähe gelegenen Lokal und gründete den Proletarierclub. Mit übertriebenem Gehabe persiflierte man die hochgestochene Lebensweise. Diese Persiflage ist bis heute ein Wesenszug Schlaraffias. Man wählte als Aktionsbasis das Ritterspiel, das diese übertriebenen Aktionen am besten zuließ.

Um diese zunächst lockere Bindung der Mitglieder zu festigen, schuf man ein Gesetzbuch. Dies war ‚Der Spiegel‘, der eine Art Grundgesetz der Schlaraffia darstellt und mit nur geringen Änderungen bis heute Gültigkeit hat. Die Ausführungsbestimmungen ‚Das Ceremoniale‘ beschreiben ergänzend das Handeln der Schlaraffen in den Sippungen. Der Name ‚Proletarierclub‘ ließ sich wegen der damaligen politischen Verhältnisse nicht halten und man benannte sich in Schlaraffia um. Die Leitlinien des Bundes sind Kunst, Humor und Freundschaft. Diese Leitlinien bestimmen das Verhalten der Schlaraffen und prägen den Inhalt der abendlichen Sippungen.

Schlaraffen haben den Auftrag, sich selbst durch ihre humorvolle Lebensauffassung Freude zu machen.

Von Künstlern gegründet, gab es zwangsläufig Veränderungen durch Engagements an anderen Orten. Das war der Ursprung für die Entstehung neuer Schlaraffenreyche – mittlerweile auf der ganzen Welt. Dabei wurden die Richtlinien festgelegt: die Sprache der Schlaraffen weltweit ist Deutsch, es muss nach Spiegel und Ceremoniale gesippt werden und die Themen Politik, Religion und Wirtschaft bleiben außen vor. So kann man heute auf der ganzen Welt ca. 11 000 Schlaraffenfreunde in 240 Reychen besuchen und wird nicht nur freundschaftlich empfangen, sondern man ist wegen des gleichen Handelns sofort vertraut miteinander und fühlt sich heimisch.

Schlaraffia hat eine Eigenständigkeit. Wenn man nach dem Charakteristikum fragt, könnte man zur Antwort erhalten: Die Logen haben einen Auftrag, die Welt besser zu machen. Die Rotarier und ähnliche haben einen sozialen Auftrag.

Was bringt das?

Nicht einfach zu beantworten, da die Ansprüche und Erwartungen höchst unterschiedlich sind. Wir bemühen uns, den Faktor Spaß zu aktivieren; man lacht viel und gewinnt Lebensfreude. Man vergisst für Stunden den Alltag und schöpft neue Kraft.

Es wird gesungen – das verbindet und im Übrigen haben böse Menschen keine Lieder, wir haben sogar eigene. Man lernt Menschen kennen und schätzen, im eigenen Reyche und außerhalb mit gleichgearteten Interessen, zumindest was Schlaraffia angeht.

Man knüpft Verbindungen auch im privaten Bereich, was auch die Ehefrauen einschließt. Man hat weltweit Anlaufpunkte und Schlaraffen, die sich freuen, den Schlaraffenbruder zu umsorgen. Man lernt viel Neues durch Vorträge, durch Sonderveranstaltungen im praktischen und im kulturellen Sinne. In der Sommerung gilt das Programm der Freizeitgestaltung und hat viele Sehenswürdigkeiten zum Thema. Man bleibt nicht allein, wenn man krank oder alt wird. Die Jungen helfen den Alten, holen sie ab zu den Sippungen und betreuen sie. Krankenbesuche sind auch selbstverständlich und darüber hinaus erhält jeder, der bei den Sippungen nicht dabei sein konnte, das amtliche Protokoll, das von jeder Sippung angefertigt wird, und ist so wenigstens teilweise dabei. Eigentlich kann man Schlaraffia nicht erzählen – man muss das erleben und dann die eigenen Schlüsse ziehen.